Die Arbeitgeber wittern in der Krise Schwäche bei den Gewerkschaften. Mit Blick auf Corona hatte ver.di vorgeschlagen, die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst auf nächstes Jahr zu verschieben. Zur Überbrückung sollten die Beschäftigten eine Einmalzahlung erhalten. Die Arbeitgeber schlugen das Angebot aus und provozieren eine Eskalation. Sie wollen nennenswerte Lohnerhöhungen auf längere Zeit verhindern.
In Berlin betrifft das unter anderem die Mitarbeiter*innen von Vivantes, Charité, BSR und Wasserbetrieben. Diesen »systemrelevanten« Berufsgruppen wurde gestern noch applaudiert. Jetzt, da sie angemessene Vergütung für ihre wichtige Arbeit fordern, wird ihnen mit Verweis auf angeblich leere Kassen der Stinkefinger gezeigt.
Auch im Nahverkehr will ver.di bundesweit bessere Arbeitsbedingungen und Löhne durchsetzen. Das betrifft die BVG. Aktuell fehlen in Deutschland über 70.000 Busfahrer*innen. Gründe sind vor allem miese Bezahlung und fiese Arbeitszeiten. Unterstützung bekommt die Gewerkschaft aus der Klimabewegung. Rhonda Koch von der Arbeitsgruppe Gewerkschaftsdialog bei Fridays for Future erklärt: »Wer die Abkehr vom Individualverkehr will, muss Alternativen aufbauen.«
