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Tempelhofer Feld

THF die nächste

Alles neu oder alles wie immer? CDU und SPD machen sich stark für eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes, die FDP fordert sogar ein Referendum dafür. Mit dem Volksentscheid von 2014, in dem 730.000 Berliner*innen gegen eine Bebauung stimmten, sollte diese Debatte eigentlich beendet sein. Oder? Nein, sagen die Bebauungs-Befürworter*innen: Mit steigender Wohnungsnot und knappem Mietmarkt habe sich die Situation geändert. Müssen wir also umdenken? Ein Gespräch mit Oliver Klar von der Initiative 100% THF.

Die Wohnungsnot und die Situation am Mietwohnungsmarkt sind katastrophal. Eine Randbebauung des Feldes scheint da doch sinnvoll?

Ja, Wohnen ist die neue soziale Frage. Die rasant gestiegenen Mieten, die Verdrängung der Menschen aus ihren Wohnungen und die einhergehende Not sind wirklich katastrophal. Aber die Probleme mit steigenden Mieten und sozialer Ungerechtigkeit werden nicht auf dem Tempelhofer Feld gelöst.

Aber Neubau führt doch zu niedrigeren Mieten?

Dieses Argument ist weit verbreitet und trotzdem falsch. Momentan werden mehrheitlich Wohnungen mit hohen Mieten gebaut. Das hebt den Mietspiegel insgesamt an. Die Behauptung, durch einen sogenannten Sickereffekt würden billigere Wohnungen frei, ist ebenso falsch. Das zeigt eine aktuelle Studie der Schweizer Investmentmanager von Empira. Für 80 Städte in Deutschland wurde nachgewiesen, dass mit steigenden Neubauaktivitäten die Durchschnittsmieten eher steigen.

Studie zeigt: Neubau allein ist gar keine Lösung.

Zudem wird mit Grundstücken und Baugenehmigungen spekuliert. Die Behörden haben in den vergangenen Jahren Baugenehmigungen für deutlich mehr als die jährlich benötigten 20.000 Wohnungen erteilt. Allerdings sind nur etwa die Hälfte der genehmigten Wohnungen tatsächlich gebaut wurden. Denn Immobilien- und Baukonzerne können viel höheren Gewinn erzielen, wenn sie die Grundstücke samt Baugenehmigungen später weiterverkaufen. Neubau allein ist gar keine Lösung.

Was sollten wir deiner Meinung nach tun?

Wir sollten zuerst mal einen Blick auf den spekulativen Leerstand werfen. Jede*r kennt in seiner Nachbarschaft Häuser, die seit Jahren leerstehen. Wir haben auch das Problem mit den Ferienwohnungen (AirBnB) immer noch nicht im Griff. Außerdem: Eines der größten Gebäude der Welt – das ehemalige Flughafengebäude auf dem THF – hat einen Sanierungsstau von mehreren Hundert Millionen Euro. Hier gibt es ein riesiges Potential für Wohnen, Kreative und Kultur.