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Portraitfoto des Neuköllner Gewerkschafters Peter Schrott Credit:

Rechtsextremismus

»Der Kampf gegen Rechts muss täglich geführt werden«

Peter Schrott ist Neuköllner und Gewerkschafter. Schon sein ganzes Leben wohnt er in seinem Geburtshaus in der Braunschweiger Straße. Der ehemalige Maurer, Dozent für Mathe, Sozialkunde und technisches Zeichnen sowie Maschinensetzer ist aktiv bei den Neuköllner Ortssenioren von ver.di. Seit einigen Jahren organisiert er zum Internationalen Tag gegen Rassismus eine Kundgebung an der Rudower Spinne. Der neuköllnisch berichtet er von den Hintergründen.

Am 21. März findet die alljährliche Kundgebung an der Rudower Spinne statt. Zum wievielten Mal eigentlich?

Zum ersten Mal wurde der »Internationale Tag gegen den Rassismus« in Berlin im Jahr 2012 begangen, auf Initiative des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg (TBB). Bei
ver.di Berlin war ich für die Bündnisarbeit zuständig und kam dadurch mit dem Türkischen Bund in Kontakt. So habe ich von Anfang an bei der Organisierung des »Internationalen Tags gegen den Rassismus« mitgemacht – zunächst an zentraler Stelle, später dann, 2015, habe ich zum ersten Mal die Kundgebung in Rudow angemeldet.

Warum gerade die Rudower Spinne?

Zu dem Zeitpunkt war die Spinne ein Treffpunkt von Neonazis in der Umgebung. Auf dem Mittelstreifen, wo auch ein Parkplatz ist, steht eine Currywurstbude – dort trafen sie sich. Mittlerweile haben sich ihre Aktivitäten ein wenig Richtung Alte Dorfschule verschoben, dort sieht man beispielsweise häufiger NPD-Stände. Außerdem haben wir es im Süden Neuköllns nun verstärkt mit der AfD zu tun. Die meisten Gruppen und Parteien aus dem rechten Spektrum sind im Süden schon seit Jahren etabliert. Dass die AfD so viele Stimmen bekommen hat, darf da nicht wundern.

Warum ist es dieses Jahr wichtig, zur Kundgebung zu gehen?

Das ist nicht nur dieses Jahr wichtig, der Kampf gegen Rechts muss täglich geführt werden. Wir kennen das ja aus der Geschichte: Wenn man diesen Kampf vernachlässigt, kann das schlimm ausgehen. Wir wollen nicht noch mal eine Zeit des Faschismus in Deutschland. Deshalb müssen wir wachsam sein. Auch die rechte Anschlagsserie in Neukölln zeigt wie wichtig es ist, gegen Rechts auf der Straße zu sein. Diese Anschläge finden ja nun schon seit mehreren Jahren statt. Die zuständige Sonderermittlungsgruppe

»Es besteht Hoffnung, dass im Süden Neuköllns – neben den ›Hufeisernen‹ – wieder eine handlungsfähige Gegenbewegung aktiv wird. «

bei der Polizei aber hat bis jetzt überhaupt nichts erreicht. Die Betroffenen bekommen teilweise nur einen lapidaren Hinweis von der Staatsanwaltschaft, ihr Verfahren sei eingestellt. Aber diese rechte Gewalt darf nicht in Vergessenheit geraten.

Welchen Widerstand gibt es im Süden schon gegen Rechts?

Das bisher sehr aktive Aktionsbündnis Rudow hat leider seine Arbeit eingestellt. Nun gibt es neue Bewegung. Der Buchhändler Heinz Ostermann, dem im Rahmen der Anschlagsserie mehrmals die Scheiben eingeschmissen wurden und dessen Auto zwei mal abgefackelt wurde, hat mutig die Initiative »Rudow empört sich« ins Leben gerufen. Es besteht also Hoffnung, dass im Süden Neuköllns – neben den »Hufeisernen« – wieder eine handlungsfähige Gegenbewegung aktiv wird.

Auf dem Flyer ist eine »picket line« angekündigt. Was hat es damit auf sich?

Das ist eine Tradition der amerikanischen Arbeiterinnen und Arbeiter. Die dürfen nicht so streiken wie es bei uns bekannt ist, sondern müssen vor dem Fabriktor im Kreis hin- und herlaufen. Das machen wir auch in diesem Jahr wieder: Nach jeder Rede gibt’s dann die »picket line«, einmal im Kreis über die Kreuzungen der Rudower Spinne.

Das Interview führte Jorinde Schulz

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