Die Klimabewegung ist zurecht ungeduldig: Spitzenpolitiker*innen brüsten sich mit dem Pariser Klima-Abkommen, ergreifen aber keine erforderlichen Maßnahmen. Um eine globale Erwärmung von mehr als zwei Grad Celsius zu verhindern, müssten die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 90 Prozent reduziert werden. Tatsächlich steigen diese immer weiter – weltweit und in Deutschland.
Die Klimakatastrophe wird nicht gestoppt werden können, wenn wir auf Unternehmen und Märkte vertrauen. Denn die notwendige Reduzierung der Emissionen setzt weitreichende Umstellungen in fast allen Produktionsabläufen und Lieferketten voraus. Für die betroffenen Konzerne bedeutet das enorme Mehrausgaben und damit sinkende Gewinne. Pures Gift für die ohnehin kriselnde Weltwirtschaft.
Klimaschutz ist Wettbewerbsnachteil
Aktuell sehen sich die Energiekonzerne sogar gezwungen, selbst die letzten Tropfen Schieferöl und jeden Kubikmeter Fracking-Gas aus der Erde herauszupressen. »Das ist ihre treuhändische Verantwortung gegenüber ihren Anlegern, die darauf bestehen, Jahr für Jahr Mega-Profite einzustreichen. Dieser Verantwortung nachzukommen, garantiert nahezu, dass der Planet kochen wird«, erläutert die kanadische Journalistin Naomi Klein in ihrem Buch »Die Entscheidung«.
Aber auch in anderen Bereichen steht die Wirtschaft vor Mammutaufgaben: Die Überwindung der Wegwerfgesellschaft durch umfassendes Recycling und geschlossene Energie- und Rohstoffkreisläufe; das Ende der Abhängigkeit von giftigen Düngern, Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft; die strenge Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs durch den Ausbau von ÖPNV und Fahrradwegen; die Reduktion
des Güterverkehrs und seine Verlagerung von der Straße auf die Schiene. In all diesen Bereichen verhindern aber Konkurrenz und Profitstreben echte Fortschritte.
Eine ökologische Wende wird nicht gelingen, wenn sie auf dem Rücken der Bevölkerung vollzogen werden soll. Die Kosten müssen vielmehr diejenigen tragen, die in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden mit der Zerstörung des Klimas verdient haben. Deswegen braucht es neben dem sofortigen Kohleausstieg ein Strukturwandelgesetz, um die betroffenen Regionen beim Aufbau ökologischer Arbeitsplätze zu unterstützen.
Sozialismus oder Barbarei
Schlussendlich kann eine Gesellschaft, die im Einklang mit der Natur existiert, keine kapitalistische sein. Denn solange Konkurrenz und privater Profit im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen, können sich Unternehmen keine Rücksicht auf die Umwelt leisten. Je rücksichtsloser ein Unternehmen Menschen und Natur ausbeutet, desto besser kann es sich gegen Wettbewerber durchsetzen. Für die linke ist die alte Parole deswegen aktueller denn je: Sozialismus oder Barbarei!