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Schreibmaschinengeschriebenes Flugblatt aus dem Jahr 1939, das zum Widerstand gegen den Krieg aufruft. Credit:

Krieg und Frieden

Erinnern heißt: Nein zum Krieg!

Mit Flugblattaktionen rief die antifaschistische Jugendgruppe um den Neuköllner Heinz Kapelle zum Widerstand gegen Hitlers Krieg auf.

"Ich rufe die Jugend der Welt.", so beginnt Heinz Kapelles Flugblatt zum Kriegsausbruch 1939, das zum Widerstand aufruft.

Nach dem Überfall auf Polen tauchten am 9. September 1939 in Berlin illegal hergestellte Flugblätter auf. „Ich rufe die Jugend der Welt!“, erinnert das Flugblatt an diese sechs Worte aus dem Olympiastadion von 1936. Es schließt mit dem Appell: „Berliner Jugend, wehre dich und empöre dich! Setze den Kriegstreibern überall schärfsten Widerstand entgegen! Berliner Mädels! Auf euch kommt es an. Weigert euch, Munition herzustellen. Je schneller ihr handelt, desto kürzer ist der Krieg.“

In die „Sondermeldungen“ der Wehrmacht mischte sich diese Stimme der Vernunft, die den Krieg ablehnte und zu seiner Beendigung aufrief.

Die Flugblattaktion ging von der Jugendgruppe um den Buchdrucker Heinz Kapelle aus. Rund 60 junge Leute gehörten ihr an: Kommunistinnen und Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Leute aus der katholischen Jugendbewegung sowie einige, die zuvor keiner Organisation angehört hatten. Ihr Ziel war es, antifaschistische Widerstandszellen in Betrieben aufzubauen. In seinem Betrieb, der Druckerei Albin Zeh in der Schönhauser Allee 9a, hatte Heinz Kapelle mit den Sozialdemokraten Hans Großmann und Kurt Düttchen eine für die Flugblattaktion wichtige Zelle gebildet. Treffpunkte der Gruppe waren vor allem die beiden Leihbüchereien, die von Erich und Elli Ziegler im Auftrag der KPD in Neukölln betrieben wurden.

Nach dem Überfall auf Polen nahmen die Debatten in der Gruppe zu. Nicht zuletzt wegen des sogenannten Hitler-Stalin-Paktes. Die Jugendlichen waren auf sich selbst und ihre antifaschistische Überzeugung angewiesen. Einige meinten, mit dem Überfall auf Polen schaufelten sich die Nazis ihr eigenes Grab, weil die mit Polen verbündeten Frankreich und England eingreifen würden. Andere traten dafür ein, selber aktiv zu werden und hier im Zentrum der Nazis zum Widerstand aufzurufen. So entstand das Flugblatt „Ich rufe die Jugend der Welt!“

Anfang Oktober sprach Hitler vor dem Reichstag und verkündete die nächsten Kriegsziele. Drei Tage später trat der Kreis um Heinz Kapelle mit einem weiteren Flugblatt hervor: Nach der Niederlage Polens sei der Krieg nicht beendet, sondern werde verstärkt weitergeführt. Dieser Entwicklung müsse durch aktiven und passiven Widerstand entgegengewirkt werden.

Die Gestapo setzte alle Kräfte ein, um die Hersteller der Flugblätter zu finden. Das erste Flugblatt wurde im Abzugsverfahren hergestellt. Beim zweiten Flugblatt wurde – und zwar seit Jahren zum ersten Mal, wie die Gestapo überrascht feststellte – ein moderner Druckapparat mit Maschinensatz benutzt. Mit einer Großaktion wurde in sämtlichen dafür geeigneten Betrieben ermittelt.

Am 16. Oktober 1939 gelang es der Gestapo, Heinz Kapelle als den Hersteller und Drucker festzunehmen. Insgesamt wurden sechs Mitglieder der Gruppe verhaftet. Am 20. Februar 1941 begann der Prozess. Vom Volksgerichtshof wurde Heinz Kapelle zum Tode verurteilt und am 1. Juli 1941 in Plötzensee hingerichtet. Erich Ziegler wurde zu lebenslangem Zuchthaus, Hans Großmann, Elli Ziegler, Kurt Ende und Kurt Düttchen wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Für sie wurde der 8. Mai 1945 zum Tag der Befreiung und des politischen Neubeginns. Die Namen weiterer Gruppenmitglieder hatte die Gestapo trotz Folter nicht erfahren.

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