Seit Anfang März 2018 kursierten Gerüchte um einen Verkauf. Die Hausverwaltung erbat Zugang zu einzelnen Wohnungen, um Käufern und Gutachtern Einblicke zu verschaffen. Wenngleich die Besichtigungen letztlich nicht zustande kamen, war die Mietergemeinschaft jedoch alarmiert. Ende Mai 2018 erfuhren sie von der Unterzeichnung des Kaufvertrages. Weder war das Objekt in dem Portfolio des Maklers ausgewiesen, noch die Kaufsumme bekannt. Erst die Einsichtnahme in das Grundbuch offenbarte den Namen des potenziellen neuen Eigentümers: Armin Otto Heinrich Hofmann. Acht Wochen hatte die Hausgemeinschaft nun, bis die Frist für die Ausübung des Vorkaufsrechts ablief. In dieser kurzen Zeit gelang es ihr, unterstützt durch andere Hausinitiativen und den Baustadtrat Jochen Biedermann, die GEWOBAG als Drittkäufer zu gewinnen. So konnte das Bezirksamt Neukölln im Juni 2018 das Vorkaufsrecht zugunsten der landeseigenen Wohnungsgesellschaft ausüben. Zwar unterzeichnete der Investor die Abwendungserklärung, was normalerweise den Vorkauf durch einen Drittkäufer verhindert. Sie wurde vom Bezirksamt jedoch als nicht ausreichend angesehen. Dagegen wurde von Seiten des potenziellen Käufers Widerspruch eingelegt. Wer letztendlich kaufen darf, werden nun Jurist*innen entscheiden. Bis zur endgültigen Entscheidung ist der Vertrag nicht geschlossen und die Eigentümer warten auf den Erlös aus dem Verkauf. Die Mietergemeinschaft aber wird sich weiter organisieren und informieren.
Der Investor
Über Armin Otto Heinrich Hofmann hat die Mietergemeinschaft ausführliche Nachforschungen angestellt. Die Ergebnisse lassen wenig Positives für den Mietenmarkt befürchten. Die Seite northdata.de zeigt, dass der potenzielle Käufer mit einer Reihe von verzweigten Unternehmen als Firmeninhaber oder Geschäftsführer in Verbindung steht. Dies sind u.a. die Millennium Immobilien GmbH, die Millennium Invest GmbH oder die Gebag Generalunternehmen für Bauleistungen GmbH in Berlin. Manche Firmennamen beziehen sich auf Einzelobjekte und sind identisch mit den Namen der erworbenen Häuser: So wurden für die Objekte Proskauer Straße 11 (Friedrichshain) und Kopfstraße 40 Kapitalgesellschaften gegründet. In vielen anderen Fällen auf dem Berliner Wohnungsmarkt war dies der Vorlauf für eine Aufteilung und Umwandlung in Eigentum. In der Kopfstraße 40 wurde bereits eine Eigentumswohnung angeboten.
Im Mietportfolio der Millennium Immobilien GmbH fanden und finden sich immer wieder Angebote wie z.B. das folgende: „Sehr schöne möblierte 2 Zimmer Altbau Wohnung” in der Stubbenkammerstraße 10, Prenzlauer Berg. Die Kaltmiete von 1.200 € liegt fast 50% über der ortsüblichen Vergleichsmiete. Damit wird im Sinne einer maximalen Renditenerzielung eindeutig das geltende Recht durch die Mietpreisbremse umgangen. Ein ähnliches Angebot findet sich in der Niemetzstraße im Milieuschutzgebiet Rixdorf. Für 46qm werden hier 685€ für eine Kaltmiete aufgerufen. Auch vergangene Angebote zeigen eine ähnliche Tendenz. All das lässt für die Sanderstraße 11/11a im Milieuschutzgebiet Reuterplatz das Schlimmste befürchten.
Nicht mit uns
Die Mieter*innen sind jetzt in der langen Wartezeit, in der über das Vorkaufsrecht noch nicht entschieden ist, eine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Sie sind zwar nach außen nicht laut, aber untereinander gut vernetzt und fest entschlossen, sich nicht verdrängen zu lassen durch unnötige Sanierungen und extreme Preissteigerungen. Sie haben einen Verein gegründet, eine Mitgliedschaft im Mieterverein haben jetzt alle, sie wissen, wo sie Hilfe erhalten und unterstützen andere Hausgemeinschaften in Belangen des Vorkaufsrechts.
Kontakt: https://www.bizim-kiez.de/sanderstr-11/