Immer mehr Berliner*innen erreichen ihre Ziele mit dem Öffentlichen Nahverkehr, mit dem Rad oder zu Fuß. Die Autonutzung sinkt seit 1998, die Fahrgastzahlen bei BVG und S-Bahn steigen. 44 Prozent ihrer Wege legen die Stadtbewohner*innen durchschnittlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, erreicht in der Stadt schnell sein Ziel und günstig ist es auch noch. Denn Fahrräder sind nicht nur in der Anschaffung billiger als Autos, auch danach kostet jeder gefahrene Kilometer weniger. Bei einem VW Golf muss man auf dieser Strecke (inkl. Steuern, Wartung, Wertverlust etc.) mit 49 Cent rechnen, beim Fahrrad sind es 3,5 Cent. Kein Wunder also, dass mittlerweile auf 1.000 Einwohner*innen Berlins rund 850 Fahrräder kommen - und 326 Autos. Leicht gemacht wird es Radfahrer*innen und Fußgänger*innen aber nicht. Fahrradwege sind zu schmal oder zugeparkt, es gibt zu wenig Zebrastreifen und oft dürfen Autos schnell fahren, obwohl Tempo 30 für alle entspannter wäre.
Der Platz muss umverteilt werden
Das Problem: Die Verkehrspolitik orientiert sich in Deutschland immer noch vor allem am Auto. Es wird meist großzügig der Autoverkehr geregelt und dann geschaut, wieviel Platz für alle anderen bleibt. Die Folge: Es ist laut, stressig und oft auch gefährlich. Wer im Verkehr auf der Sonnenallee, Hermannstraße, Karl-Marx-Straße oder anderswo in Neukölln unterwegs ist, kennt das. Verbessert wird die Situation in Berlin nur langsam. Dabei wäre es möglich, schnell etwas zu ändern. Indem der ÖPNV massiv ausgebaut und für alle kostenlos gemacht wird, aber auch, indem der Platz umverteilt wird und das Auto bei Entscheidungen und Planungen nicht mehr die Hauptrolle spielt. Für viele Menschen in der Stadt tut es das bereits jetzt nicht. Wenn es mehr Alternativen zum Auto gibt, können mehr Menschen umsteigen. Das würde Berlin noch lebenswerter machen – und die Straßen demokratischer.