Zum Aufkauf von Häusern in Kreuzberg und Neukölln durch die Deutsche Wohnen hat neuköllnisch mit Wolfgang, einem Mieter aus dem Haus am May-bachufer 6 gesprochen.
Hallo, Wolfgang. Auf eurem Mieterflugblatt habt ihr erklärt: Wenn der Miethai kommt, organisiert sich der Schwarm!
Besser kann man kaum ausdrücken was gerade passiert. Nachdem bekannt wurde, dass die Deutsche Wohnen unser Haus – Maybachufer 6 – und 23 weitere Altbau-Häuser aufkaufen will, haben wir innerhalb weniger Tage quer durch Berlin eine Bewegung ins Leben gerufen mit Menschen, die sich teilweise noch nie öffentlich aktiv gewehrt haben.
Der größte deutsche Immobilienkonzern Deutsche Wohnen – inzwischen sogar Dax-Konzern – mit dem weltweit größten Investor Blackrock im Rücken will sich noch mehr von Berlin unter den Nagel reißen, um aus den Mietern den maximalen Profit rauszupressen. Er besitzt schon über 110.000 Wohnungen in Berlin und will jetzt noch mehr davon aufkaufen, um sie sobald wie möglich zu schlachten und als Eigentumswohnungen zu verkaufen.
Viele Menschen sind deshalb sehr verzweifelt, besonders ältere Menschen. Ich selbst lebe hier fast 70 Jahre, das hier ist meine Wurzel und meine Heimat und die will ich nicht verlieren.
Wie reagiert ihr auf den Hausaufkauf durch DW und was sind eure Forderungen?
Wir und die Häuser, die im Milieuschutz liegen, fordern von den Bezirksämtern, dass sie das Vorkaufsrecht ausüben und vom Senat, dass er die dafür vorgesehenen Zuschüsse bereitstellt. Aber wir sind ja noch privilegiert. Die Häuser, die nicht im Milieuschutz liegen, haben praktisch gar keinen Schutz. Dort kann das Schlachten gleich beginnen. Wir fordern deshalb, dass das Vorkaufsrecht für alle Häuser gilt. Überall, wo ein Haus verkauft wird, muss der jeweilige Bezirk das Zugriffsrecht darauf haben.
Habt ihr auch noch weitere Forderungen darüber hinaus?
Das Kleingewerbe sollten wir nicht vergessen. Diese Mieter haben praktisch gar keine Rechte, die Laufzeiten sind kurz, die Mieten können nach Gutdünken beliebig erhöht werden. Überall müssen diese Läden zu- und großen Ketten Platz machen. Wir fordern deshalb, dass auch für das Kleingewerbe ein Mietendeckel eingeführt wird.
Letztlich sind das alles aber nur Versuche, den Raub unserer Existenzgrundlagen etwas hinauszuzögern und einzudämmen. Eine wirkliche Lösung wird es erst geben, wenn die Wohnhäuser (wie auch Gesundheit und Bildung) dem Markt und damit dem Profitdruck komplett entzogen werden und von den Bewohnern oder gemeinnützigen Organisationen verwaltet werden.
Was sind eure nächten Schritte?
Als nächsten Schritt fordern wir deshalb die Enteignung der Deutschen Wohnen und der anderen Immobilienkonzerne. Dazu müssen wir uns auch mit dem gigantischen Investor Blackrock anlegen, der öffentlich erklärt hat, dass er die Deutsche Wohnen komplett unter seine Kontrolle bringen will. Aber wir sind viele. Eine Wohnung braucht Jeder. Und wie die letzten Wochen wieder gezeigt haben: Mehr und mehr Menschen stehen auf und wehren sich. Gegen den entschlossenen Schwarm ist auch der Hai machtlos!
Lieber Wolfgang, vielen Dank für das
Interview.